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Am 18. Juli 2005. Und das war das erste Geschenk, schon vorab überreicht von Melli: Der Kater Pixel Richter! "Fossilien
vom Feinsten" -
Ganz neues Bild! Aufgenommen in Sainte-Marie-aux-Mines im Juni. Man kennt ihn nur mit Vollbart (böse Zungen behaupten, dass er schon damit auf die Welt gekommen ist). Seine Markenzeichen früher waren die Pfeife (gottseidank hat er vor fünfzehn Jahren mit dem Rauchen aufgehört) und die vier leider verstorbenen Hauskatzen Kim, Plumbel, Felix und Pauli. Unser hochgeschätzter CX! Als Bleibendes seien genannt, sein Citroen CX (die Franzosen sagen auch Auto dazu), seine quirlige Frau Gabo (begnadete Illustratorin und Schöpferin der beliebten Nasenmännchen), ein Haus voller Fossilien und Antiquitäten, sein unersättlicher Wissensdurst in Sachen Geologie und Paläontologie und die zwei Originalkommentare "Vom Feinsten" (für außergewöhnlich gut erhaltene Fossilien) und - sogar noch öfters von Gabo mit einem mitleidserweckenden Timbre in der Stimme verwendet - "ein (selten) dummes Tier" (für außergewöhnlich dumm-arrrogante Mitmenschen), wobei es keine Beleidigung darstellt, denn er liebt alle Tiere: Am 18. Juli feiert Andreas E. Richter seinen 60. Geburtstag. Geboren wurde Andreas E. Richter am 18. Juli 1945 in der Ortschaft Adorf bei Chemnitz. Die Sehnsucht nach den Steinen bekam er praktisch in die Wiege gelegt: Bereits sein Vater Erich nannte eine umfangreiche Mineraliensammlung aus dem Erzgebirge sein eigen, die der Sohn sorgfältig zusammen gehalten hat und noch heute in einer Vitrine präsentiert. Oben
links: Bereit für den ersten Vortrag. Durch den Umzug der Familie 1951 nach Öttingen kam der junge Andreas schon früh in Kontakt mit Versteinerungen. Im Schottermaterial am Bahndamm fand der Bub Bruchstücke von Belemniten aus dem Oberjura, die ihm damals sein Vater richtig als Überreste versteinerter Tintenfische deuten konnte. Jetzt gab es kein Halten mehr. Mit dem Fahrrad unterwegs sammelte Andreas alles, was ihm in die Hände kam: Gesteine, Mineralien und Fossilien. Klassische, damals noch zugängliche Fundstellen wie die Riesseekalke in Hainsfarth oder die Juraschollen von Harburg und Ronheim lieferten reichlich Material. Doch der Junge beließ es nicht beim reinen Aufsammeln. Er wollte wissen, was es mit den Ablagerungen auf sich hat: wie sie entstanden sind, wie es zu den Versteinerungsprozessen kam, welche Tiere damals gelebt hatten und wie man sie wissenschaftlich korrekt bestimmen konnte. Literatur wie "Das Ries und sein Werden" von Barthel oder die "Geologische Karte von Bayern, Blatt Harburg" von Dehm & Schröder halfen, erste Erkenntnisse zu sammeln. Zwischenrein gab es dann ein kurzes Intermezzo als Musiker - au weia. Schweigen wir von der Qualität der Musik. Immerhin hielten sich "Les Silhouettes" einige Jahre lang. Beruflich schlug Andreas nach dem Besuch des Gymnasiums und der Ingenieurschule einen entsprechenden Weg ein. Bereits Anfang der 70er Jahre knüpfte Andreas Richter erste Kontakte zum Kosmos-Verlag in Stuttgart. Ausgestattet mit einem untrüglichen Sinn für das im Leben wirklich wichtige, erkannte Andreas in dieser Zeit, dass das Sammeln von Mineralien zwar ganz nett, das Zusammentragen von Fossilien im Vergleich dazu um ein vielfaches interessanter und spannender ist. Es folgten erste Dia-Vorträge im Rahmen der damaligen erfolglosen Kosmos-Mineralien- und Fossilienbörsen am Killesberg und erste Fach-Artikelchen im "Aufschluß" und im "Kosmos" - über den Braunjura Delta von Röttingen, die Mammute, die Causses in Südfrankreich usw. Oben: Die erste Publikation! Ein Scherenschnitt aus dem Jahr 1981, entstanden in Paris. 1975 erfolgte die entscheidende Wende im Leben von Andreas. Er lernte die bezaubernde Studentin der Erziehungswissenschaften Gabo Popp kennen, die im Rahmen einer Ferienarbeit just in die Firma hineinschnupperte, in der er beschäftigt war. Es kam wie in einem schönem Heimatfilm: Der Fossiliensammler verliebte sich in die schöne, zeichnerisch ausnehmend begabte junge Frau. 1977 wurde ihre prachtvolle Tochter Melanie geboren (allerdings - leider absolut kein Interesse an Fossilien). Oben
links: Melli (fast) ganz frisch - 1979. Südfrankreich - Languedoc und Provence - das war immer ein bevorzugtes Reiseziel, ob mit oder ohne Fossilien. Das Bild stammt aus dem Jahr 1978. Indessen arbeitet Andreas konsequent - inzwischen am neuen und bis heute beibehaltenen Wohnort in Augsburg - an seiner Fossilien-Karriere weiter. Er hängte den Bürojob an den Nagel und stieg 1979 als Reiseleiter bei Kosmos ein. Die erste Fahrt ging nach Südfrankreich, wo man damals wie übrigens auch noch heute an manchen Stellen pyritisierte Ammoniten aus dem Lias epsilon und zeta zu Hunderten einfach aufsammeln kann. Oben: In Causses und Provence beim Fossiliensammeln (1978). Im Laufe der nächsten Jahre schrieb Andreas für Kosmos die Bücher "Südfrankreich und seine Fossilien", "Fossilien zum Sammeln", "Ammoniten", "Handbuch des Fossiliensammlers" und "Geologie und Paläontologie: Das Mesozoikum der Frankenalb". Dabei versteht es Andreas Richter glänzend - professionell unterstützt durch die Grafiken und Zeichnungen seiner Frau Gabo - die schwierigen Fachbegriffe der Paläontologie und Geologie in einfache Worte zu fassen und so auch bei Anfängern Interesse für das Sammeln von Versteinerungen zu wecken. Parallel dazu publiziert Andreas Beiträge zuerst in der Zeitschrift "Mineralien Magazin" und später in "Fossilien".
Erst sammeln, dann ausruhen. Hier 1992 in Westfrankreich, einem höchst fossilträchtigen Gebiet. Immer wieder sah und sieht sich Andreas Richter Vorwürfen ausgesetzt, die Veröffentlichung von Fundstellen würde zur Sperrung dieser führen. Dabei gibt es kaum jemanden, der in seinen Büchern und Artikeln so sehr an die Verantwortung der Sammler appelliert, sich an Verbote und Regeln zu halten und der immer auch den Blick seiner Leser weg vom reinen Zusammenraffen hin zur Natur, der Kultur und den Menschen der beschriebenen Fundstellenregionen richten möchte. "Also,
Herrschaften, mal herhören!" Der Schritt hin zu eigenen Reisen war damit vorprogrammiert. Wer die "Richterschen Reisen" kennt, weiß, dass diese optimal organisiert und betreut sind: Aktuelle Fundstellen mit Fundgarantie, ein abwechslungsreiches Begleitprogramm mit Besichtigungen von Museen und Sehenswürdigkeiten sowie interessante Vorträge über Geologie und Paläontologie in den Abendveranstaltungen. Und: Zu jeder Reise gibt es ein umfangreiches Skript im Umfang eines stattlichen Buches mit viel Wissenswertem zu den Exkursionszielen und dem Reiseland im Allgemeinen. Beliebte Reiseziele seit 1983 sind unter anderem Frankreich, Spanien, Italien, England und Deutschland. Besonders beliebt unter den Teilnehmern sind die sogenannten Fossilienseminare im mittelalterlichen Städtchen Berching, wo Jung und Alt einen professionellen Einstieg in das faszinierende Hobby des Fossiliensammelns erhalten. Vom Sammeln über Präparation bis hin zur fachgerechten Bestimmung bleibt hier kaum ein Sammlerwunsch unerfüllt. Na
ja, die Dinos sind ja nun nicht die große Leidenschaft... Anfang der 80er Jahre gründete Andreas Richter die "Augsburger Fossilienfreunde", einen losen Zusammenschluss von Sammlerinnen und Sammlern. Regelmäßige Treffen und ein interessantes Vortragsprogramm halten die Gruppe bis heute jung und lebendig. 1994 droht das Haus unter dem Gewicht der eingelagerten Fossilien zusammenzubrechen. Gabo Richter nutzt die Gelegenheit - natürlich mit Erlaubnis von Andreas - Dubletten zu verkaufen. Die Idee kommt bei den Kunden sehr gut an, da sie sicher sein können, gut präpariertes und bestimmtes Material mit genauen Fundortdaten zu bekommen, was leider auf Fossilienbörsen heute immer seltener der Fall ist. Anlässlich der "Münchner Mineralientage" ist bei Richters offenes Haus - viele Freunde kommen, essen, trinken und - natürlich am wichtigsten! - fachsimpeln über drüben in München Gesehenes und zeigen die Einkäufe. Seit einigen Jahren hat nun der anfangs kategorisch abgelehnte Computer ein Bleiberecht im Haus Richter erhalten. Statt Dias kommt jetzt die Digitalkamera zum Einsatz und letztes Jahr ist die Internet-Zeitschrift "Leitfossil" an den Start gegangen. Den Weg zur Selbständigkeit im Publizieren ist Andreas bereits 1998 gegangen, als er den eigenen Verlag "Ammon Rey" gründete. Neben dem Startband "Ein Riecher für Fossilien" mit gnadenlos witzigen Cartoons aus der Feder von Gabo Richter, ist 2000 der "Geoführer Franken" erschienen. Weitere Bücher sind geplant, allerdings, und das schmerzt nicht nur Andreas: Das Internet verdrängt immer mehr den Druck, die Zeiten, wo man ein qualitativ hochwertiges Buch als "beinahe menschliches Wesen" betrachtet hat, werden bald vorbei sein: Internet-Mac-Donald statt Palaeontographica-Gourmet ist angesagt. Neuestes Kind ist das Internet-Fossilienmagazin "Leitfossil". Aber das kennen Sie ja bereits (zumindest von außen...). Neben Fossilien - systematisch und weltweit - sammelt Andreas Richter unter anderem geologische Belege, , Fossilfälschungen, Stücke aus alten Sammlungen mit Originaletiketten, neue und klassische Bücher aus den Bereichen Geologie, Mineralogie und Paläontologie und historische Mikroskope. Was man sich unter Sammlern erzählt. 1. Von einem der auszog, Andreas Sammlung zu besichtigen Zwar kann man die umfangreiche Sammlung von Andreas besichtigen, aber leider nur teilweise. Die wenigen in Vitrinen und Regalen im Wohnbereich liebevoll dekorierten Stücke sind nur ein Bruchteil der vorhandenen Menge. Die befindet sich - mehr (?) oder weniger(!) gut sortiert - im Keller, wo Schubladenschränke und mit Schachteln gefüllte Regale versuchen, den Überfluss in geordnete Bahnen zu lenken. Doch dieser Bereich ist selbst für langjährige Sammlerfreunde tabu. Die nicht besonders glaubhafte Begründung lautet: "Da ist nicht aufgeräumt" und dann kommt dieser auch von anderen Sammlern bekannte Dackelblick dazu, der etwa soviel sagen will, wie "ich habe da unten total die Kontrolle verloren, alles quillt über, ich müsste mal dringend aussortieren, aber dazu bräuchte ich mindestens 40 Jahre Zeit". Damit läuft eine Sammlungsbesichtigung beim Andreas folgendermaßen ab: Man kommt ins Wohnzimmer, setzt sich an einen Tisch. Andreas schlägt die Beine übereinander. Man spricht über diese oder jene Fundstelle, jene oder nämliche Börse. Plötzlich springt Andreas auf: "Ich habe da interessantes Material aus dem Callov von Russland". Jetzt rennt er zur Treppe, schließt die Türe, man hört es bumpern und wenige Minuten später kommt Andreas mit mehreren weißen Einheitsschachteln à la Klaus Weiß und präsentiert den interessanten Inhalt.
Abbildung oben: Eine der zitierten weißen Schachteln, hier mit Unterkreideammoniten aus Madagaskar. Ein Bild eines der vollgestopften Kellerräume, ganz speziell für Victor, damit der wenigstens mal ein Foto sieht. Das Gespräch geht weiter über neue wissenschaftiche Arbeiten. Plötzlich springt Andreas auf: "Da fällt mir ein, ich habe noch neues Material aus Frankreich bekommen, vielleicht kannst Du mir einen Tipp bei der Bestimmung geben?" Jetzt wiederholt sich die Prozedur: Treppe rennen, Türe schließen, bumpern, Rückkehr mit neuen Einheitsschachteln, und so weiter. An manchen Abenden legt Andreas zusammengezählt durchaus Strecken zurück, die in der alten Literatur unter dem Begriff "ein Tagesmarsch" zu finden sind. Ein heimliches Betreten des Kellers ist so gut wie unmöglich, weil sich der einzige Zugang in der Küche befindet, und die wird von Gabo bewacht. Da das Graben eines Tunnels von außen aufgrund des Zeitaufwandes kaum realisierbar erscheint, versuchen es - wenn man denn den erzählten Geschichten glauben schenken darf - gewitzte Sammler mit einem scheinbar unerschöpflichen Vorrat listenreicher Pläne vielleicht doch einmal unbemerkt ins "Richtersche Heiligtum" vorzudringen. Ein Kamerad - aber das ist wie schon gesagt nur ein Gerücht - hatte Andreas beim Ausladen von großen Pappkartons mit Fossilien aus Italien bis zur Treppe hin geholfen. Einige wenige Augenblicke, in denen Andreas ans Telefon gerufen wurde und Gabo eine entlaufene Hauskatze suchte, nutzte er, von einem Karton die Fossilien herauszunehmen und diesen quasi mit sich selbst zu befüllen. Als Andreas zurückkam und den Karton nach unten tragen wollte, kam sein Schmerzensschrei "Das kann doch nicht sein, dass die hohlen Schneckengehäuse aus dem Tertiär ein solches Gewicht haben. Ist das wirklich der richtige Karton?" Und da unterlief dem in der Schachtel sitzenden Sammler ein folgenschwerer Fehler, indem er laut und deutlich antwortete: "Nein, hier ist doch der Weißjura drinnen...". 2. Suchen und Finden im Garten Wer den Richterschen Garten kennt, dem fallen zahlreiche Hügel auf, die auf den ersten Blick an die Kunstwerke fleißiger Maulwürfe erinnern, dafür aber eindeutig zu groß sind. Wer zum richtigen Zeitpunkt kommt, muss feststellen, dass sie aus Fossilien und Fossilienbruchstücken bestehen, die für Andreas nicht mehr des Aufhebens wert gewesen sind. Zugegeben, nichts Besonderes, aber für den Anfänger gar nicht so übel. Auf der anderen Seite kann ich den Andreas gut verstehen, denn es gibt nichts aussichtsloseres, als das Angebot, Fossilien an Anfänger zu verschenken. Ich habe auf meine Initiativen bisher kaum Resonanz bekommen. Übrigens weiß ich jetzt auch, warum der Andreas so komisch lächelte, als er meine Sammlung das erste Mal in den 80er Jahren besucht hatte. Er wird sich gedacht haben: "Ja, ja Victor, bei Dir liegen solche Stücke in der Vitrine, bei mir wachsen die Tomaten drauf". Gabo - ohne sie wäre es öd und leer - und der Andy: Ade und bis bald mal wieder! Und weil alle wissen, wie wichtig die Fossilien sind, kommen öfters auch solche originell adressierten Briefe! In
einer begrenzten Auflage erschienen anlässlich des 60sten Geburtstages
von A.E.R. Sondermarken, gestaltet und als Geschenk überreicht von
Heide Marie Popp!
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